14.05.24
Wachstum trotz Herausforderungen
Die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie zeigt im ersten Quartal 2024 positive Signale. Nach einer schwierigen Phase mit höheren Energiekosten und einer fragilen wirtschaftlichen Lage, melden die Unternehmen nun eine deutliche Steigerung von Umsatz und Produktion. Diese Entwicklungen lassen die Branche wieder etwas optimistischer in die Zukunft blicken.
Produktion und Umsatz im ersten Quartal 2024
Im ersten Quartal 2024 konnte die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie ihre Produktion um 6,5 Prozent im Vergleich zum schwachen Schlussquartal 2023 steigern. Der Umsatz stieg ebenfalls um 1,8 Prozent und erreichte 56,5 Milliarden Euro. Diese positiven Entwicklungen sind hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die Kunden ihre leeren Lager wieder auffüllten und die Nachfrage aus dem außereuropäischen Ausland anzog.
Preisbereinigte Zahlen und Vorkrisenniveau
Trotz der positiven Entwicklungen im ersten Quartal 2024 liegen die Produktion und der preisbereinigte Umsatz der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie weiterhin etwa 15 Prozent unter dem Niveau vor der Corona-Krise. VCI-Präsident Markus Steilemann betonte die fragilen Gesamtlage der Branche und wies darauf hin, dass ein gutes Quartal die Einbrüche der Krisenjahre nicht wettmachen kann.
Branchenaussichten und Prognosen für 2024
Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) prognostiziert für das Gesamtjahr 2024 ein Produktionsplus von 3,5 Prozent und eine Umsatzsteigerung um 1,5 Prozent. Diese positiven Erwartungen spiegeln den Einfluss sinkender Erzeugerpreise und einer wachsenden Nachfrage aus dem außereuropäischen Ausland wider. Allerdings bleibt die wirtschaftliche Dynamik in Europa und insbesondere in Deutschland weiterhin langsam.
Spezifische Entwicklung in Chemie und Pharma
Während die Chemiebranche weiterhin mit einer fragilen Lage kämpft, blickt die Pharmasparte auf solide Wachstumschancen. VCI-Präsident Markus Steilemann betonte die Notwendigkeit politischer Reformen, um den Wirtschaftsstandort Deutschland attraktiver zu machen. Er wies darauf hin, dass die Bundesregierung die strukturellen Probleme angehen muss, um langfristig eine kraftvolle Erholung der Industrie zu ermöglichen.
Globale und regionale Wirtschaftsentwicklung
Im ersten Quartal 2024 zeigte die globale Wirtschaft eine gemischte Entwicklung. In Europa blieb die Wirtschaftsdynamik schwach, und in den USA stagnierte die Industrieproduktion. Im Gegensatz dazu verzeichnete China ein starkes Wachstum, das den Wachstumstrend der Industrieproduktion zu Jahresbeginn intakt hielt. Diese globalen Entwicklungen beeinflussten die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie unterschiedlich, wobei vor allem die Nachfrageimpulse aus China positiv wirkten, während die schwache Konjunktur in Europa und den USA eine Herausforderung darstellte.
Erzeugerpreise und Umsatzentwicklung im Detail
Die Erzeugerpreise setzten ihren Abwärtstrend fort und sanken im ersten Quartal 2024 gegenüber dem Vorquartal um 0,7 Prozent, was einem Rückgang von 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Trotz dieser Entwicklung stieg der saisonbereinigte Gesamtumsatz der chemisch-pharmazeutischen Industrie um 1,8 Prozent auf 56,5 Milliarden Euro. Ein Großteil dieses Wachstums kam aus dem Auslandsgeschäft, das saisonbereinigt um 3,6 Prozent zunahm. Der Auslandsumsatz zu Jahresbeginn betrug 36,8 Milliarden Euro, womit das Vorjahresniveau nur knapp verfehlt wurde. Mit Ausnahme der anorganischen Grundchemikalien konnten alle Sparten ihren Auslandsumsatz steigern. Besonders die Pharmasparte übertraf das Vorjahresniveau.
Für den weiteren Jahresverlauf wird erwartet, dass die Umsätze vor allem im Auslandsgeschäft weiter zulegen, während das Inlandsgeschäft erst in der zweiten Jahreshälfte anziehen dürfte. Hohe Produktionskosten am Standort Deutschland bremsen jedoch die Dynamik.
Fazit und Ausblick
Die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie zeigt im ersten Quartal 2024 positive Signale mit gesteigerter Produktion und Umsatz. Dennoch bestehen weiterhin Herausforderungen, insbesondere durch die hohen Energiekosten und die fragile wirtschaftliche Gesamtlage. Wichtige Faktoren für die zukünftige Entwicklung der Branche sind die Nachfrage aus dem Ausland und die Stabilisierung der Erzeugerpreise.
Langfristig hängen die Wachstumsaussichten maßgeblich von politischen Maßnahmen ab. VCI-Präsident Markus Steilemann betont die Notwendigkeit struktureller Reformen, um den Wirtschaftsstandort Deutschland wettbewerbsfähiger zu machen. Politische Unterstützung wird entscheidend sein, um die Branche nachhaltig zu stärken und eine kraftvolle Erholung der Industrie zu ermöglichen.