11.04.22

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AdBlue - Die Harnstofflösung, ohne die alles stillsteht

Seit 2007 müssen alle Dieselfahrzeuge mit AdBlue versehen sein. Dabei handelt es sich um ein System, bei dem eine Harnstofflösung eingespritzt wird. Das hat den Zweck der Reduzierung der Stickoxidemissionen. Doch derzeit gibt es ein großes Problem: Der Tankzusatz ist teuer, oder aber gar nicht verfügbar. Woran liegt das, und was bedeutet das in letzter Konsequenz?

Warum wurde AdBlue zur Pflicht?

Schon vor 2007 war der Tankzusatz in der Logistikbranche sehr beliebt und in vielen Ländern auch verpflichtend. Der Vorteil der Verwendung liegt im geringeren Schadstoffausstoß. Dieser ist bei Dieselfahrzeugen besonders hoch, und das macht sie schlecht für die Umwelt. Aus diesem Grund beschloss die EU, dass der Tankzusatz ab 2007 verpflichtend in jedem Neufahrzeug genutzt werden muss. Jedes Fahrzeug, dass ab diesem Zeitpunkt gekauft wurde und über einen Dieselantrieb verfügt, ist deswegen mit einem zusätzlichen Tank ausgerüstet. Das macht dieses chemische Produkt in der gesamten EU unverzichtbar und sorgt dafür, dass ohne den Zusatzstoff vermutlich nicht mehr viel gehen wird. Der Effekt auf die Umwelt ist signifikant. So können mit der Hilfe moderne Motoren auch Dieselfahrzeuge vergleichsweise umweltfreundlich fahren. Die Produktion ist heute auf verschiedene Hersteller verteilt, welche alle die Lizenz des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) nutzen. Deutschlandweit verwenden ca. 10 % aller privaten Fahrzeuge die Harnstofflösung. Im gewerblichen Bereich liegt die Zahl im selben Bereich, allerdings muss hier der Bestand an nicht umrüstbaren Altfahrzeugen berücksichtigt werden. Entscheiden sich die kleinen und mittelständischen Betriebe beim Kauf eines Neufahrzeugs ebenfalls für den Dieselantrieb, dann können auch diese Unternehmen auf die Beigabe verzichten.

Die Produktion trifft auf die Politik

Um den Tankzusatz zu produzieren, braucht man jede Menge an Ammoniak. Das Problem daran ist, dass für die Produktion von Ammoniak wiederum viel Gas gebraucht wird. Schon während Corona waren die weltweiten Lieferketten unterbrochen, und der aktuelle Krieg in der Ukraine verschärft die Situation noch einmal. Der weltweit größte Hersteller von Ammoniak ist BASF. Deutschland ist quasi die Hochburg der Produktion von Ammoniak, kann aber ohne Gas die gewünschten Volumina nicht einmal ansatzweise erfüllen. Gas gibt es aktuell zwar genug, allerdings spielt dann natürlich auch der Preis eine gewisse Rolle. Die Gaspreise sind in den letzten Wochen um ein Vielfaches gestiegen. Aus diesem Grund musste BASF seine Produktion drosseln, was natürlich direkte Auswirkungen auf die Produktion von AdBlue hat. Aktuell ist die Lage so, dass zwar genug davon auf Lager ist. Aber da es allgemeine Probleme in der Logistik wegen Corona gibt, sind die Kapazitäten nicht so flexibel verfügbar wie gewohnt. Die Preise steigen und teilweise können die Tankstellen aufgrund mangelhafter Logistik nicht punktgenau und wie gewohnt beliefert werden. Sollten die Gaspreise weiter steigen, dann muss tatsächlich über eine staatlich subventionierte Produktion nachgedacht werden. Denn der Wegfall von AdBlue hätte massive Konsequenzen auf den Verkehr, auf die Wirtschaft und unser Leben.

Was wären die Konsequenzen eines Wegfalls der Produktion?

Die Konsequenzen wären für die Verbraucher und die Wirtschaft massiv und könnten die gesamte Wirtschaft zum Erliegen bringen. Denn der Tankzusatz ist in fast jedem Dieselfahrzeug zwingend notwendig. Ist kein AdBlue mehr im Tank, dann fährt ein modernes Fahrzeug nicht. Was sich für den Verbraucher wie eine Horrormeldung anhört, ist für die Wirtschaft noch viel schlimmer. Denn auch LKWs, Transporter und andere Firmenfahrzeuge mit Dieselantrieb sind auf die Harnstofflösung angewiesen. Sollte es zu einer Verknappung kommen, dann würde die deutsche Wirtschaft branchenübergreifend kollabieren. Darüber sind sich Experten einig. Die aktuell gestiegenen Preise sind für die Wirtschaft und die Verbraucher schon fast nicht tragbar, allerdings wird das Problem seitens der Politik gerne übersehen. Es gibt verschiedene Lösungsansätze und natürlich muss mit diesem "Worstcase"-Szenario nicht wirklich gerechnet werden. Aber betrachtet man einmal die Ausgaben für Kraftstoffe, welche von Unternehmen getätigt werden müssen, dann wird schnell klar, wie stark die gestiegenen Preise für den Tankzusatz in das Gewicht fallen. So wird der Tankzusatz zu einem Faktor für die Preisentwicklung, was letztlich auch die Verbraucher trifft. Gerade Unternehmen mit hohem Bedarf an chemischen Produkten auf der Basis von Ammoniak und Harnstoff sind derzeit in einer prekären Lage und müssen sich günstige Bezugsquellen sichern.

So kann beim Verbrauch effektiv gespart werden

Es ist wichtig, schonend zu fahren und Fahrten zu vermeiden, die nicht zwingend notwendig sind. Gerade bei großen Flotten gibt es oft große Einsparpotenziale, die effektiv genutzt werden sollten. Experten empfehlen, dass die Digitalisierung des Flottenmanagements viel zur Effizienz beitragen kann. Das gilt dann natürlich auch für den Verbrauch von AdBlue. Also sollte man die Gelegenheit nutzen und das Flottenmanagement optimieren. Zwar sind Hamsterkäufe keine gute Idee, aber wer die Gelegenheit hat und seinen Tank noch einmal auffüllen kann, der sollte das auch tun. Des Weiteren hilft es, wenn man die zuständigen Verbände und Politiker kontaktiert und entsprechend Druck aufbaut. Diese können sicherstellen, dass es politische Lösungen und Förderungen geben kann, mit denen die hohen Zusatzkosten aufgefangen werden können. Faktisch kann in vielen Branchen der Verbrauch nicht noch weiter minimiert werden. Hier gibt es leider keine guten Tipps, die die derzeit hohen Kosten für AdBlue erträglicher machen könnten.

Wie sollten Unternehmen einkaufen, um Kosten zu sparen?

Hier ist eine richtige Beantwortung der Frage nicht so einfach. Da BASF die Produktion aktuell gedrosselt hat, profitiert man bei einem schnellen Kauf natürlich von vergleichsweise niedrigen Preisen. Zumindest so fern man davon ausgeht, dass die Produktion weiterhin gedrosselt bleibt. Experten rechnen damit, dass selbst bei einem Wegfall von russischem Gas die Produktion auf einem hohen Niveau gehalten werden kann. Ammoniak ist ein zu wichtiger Grundstoff, als dass ein kompletter Stopp der Produktion auf Dauer durchsetzbar und politisch gewollt wäre. Klar ist auch, dass die Preise derzeit einfach verrückt spielen. Es ist schlichtweg nicht vorhersehbar, wie sich der Preis entwickelt. Er wird mit Sicherheit nicht so hoch bleiben, wie auf den Höhepunkten der Krise. Grundsätzlich ist allerdings mit einer deutlichen Preissteigerung zu rechnen. Das ist bedingt durch die Inflation, aber auch durch Corona und den vermuteten Fortgang des Ukraine-Krieges die wahrscheinlichste Option. Ausdrücklich muss an dieser Stelle von Hamsterkäufen abgeraten werden. Diese sorgen im Endeffekt nur für eine weitere Preissteigerung und sind unsozial gegenüber anderen Verbrauchern!